Wir freuen uns sehr auf das Werk von Christoph Blum!
Werkkommentar zu MELCHAA (Christoph Blum)
"Die vergangenen zwei Jahre, als ich in Holland lebte, habe ich festgestellt, wie sehr der Klang eines Baches verinnerlichter Teil von mir ist. Den meisten Niederländern ist diese Erfahrung unbekannt - das Land ist grösstenteils zu flach für schnelle Fliessgewässer. In Giswil jedoch, wo ich aufgewachsen bin, erlebte ich die permanente Klangtapete der Laui, diesem gewaltigen Wildbach. Vor allem an den Sommerabenden, wenn wir spät noch draussen sassen, war die Laui eine zuverlässige Begleiterin unten im Tal. Sie konnte vielfältig sein: murmelnd, zischend, plätschernd, gurgelnd, summend, dröhnend, brummelnd, rauschend, röchelnd, ganz abhängig von Jahreszeit und Wetter - aber nie komplett still.
Wie sehr mich das geprägt hat, erlebte ich, als ich zum ersten Mal in die Stadt zog, direkt an eine vielbefahrene Strasse. Die kurzlebige Unregelmässigkeit des Autoverkehrs irritierte mich. Mir fehlte die uniforme und doch innerlich belebte Konstanz der Laui.
Ich stelle mir vor, dass Bruder Klaus im Ranft ganz ähnliches gehört hat, nur dass der Bach dort den Namen Melchaa trägt. Was Bruder Klaus auch tat, die Beständigkeit der Melchaa begleitete ihn so betörend wie gnadenlos. Und inmitten dieses Klanges hat sich ein grosser Teil seines Lebens abgespielt, das, geprägt von Suchen und Zweifeln, Einstürzen und Ausbrüchen ein Gegenpol zur unverwüstlichen Kontinuität der Melchaa darstellt."
Christoph Blum, geboren 1990 in Obwalden, hat in Luzern und Rotterdam Komposition und klassische Panflöte studiert. Er hat eine künstlerische Forschungsarbeit über das Verhältnis der Panflöte zur kompositorischen Imagination geschrieben. Seine Kompositionen wurden u.a. vom Luzerner Theater, Ensemble Schwerpunkt, Residentie Orkest Den Haag und dem Luzerner Sinfonieorchester aufgeführt. Seine Stücke sind oftmals zeitlich knapp umrissen aber motivisch dicht komponiert, gedrängt von einem rastlosen Gestus. Ausserdem interessiert er sich für den Grenzbereich zwischen Konzert, Theater und Performancekunst.Als Panflötist konzentriert er sich primär auf Volksmusik, freie Improvisation und Neue Musik. Es ist ihm ein Anliegen, die Panflöte von ihrem einseitigen Image loszulösen und den Facettenreichtum dieses Instruments zu vermitteln.Daneben ist ihm die Verankerung in der lokalen Musikkultur wichtig, weshalb er etwa für verschiedene Laientheater Bühnenmusik komponiert und auch gerne selbst mitschauspielert. Er war in Vermittlungsprojekten für Kinder involviert, hat die Theatergruppe YouTheater Obwalden mitgegründet und an mehreren Musikschulen Panflöte unterrichtet.